7. Juni 1899

 

Brand

 

Über diesen Brand berichtet die Feuerwehr der Gemeinde Wildenhag wie folgt:

 

Die gefertigte freiwillige Feuerwehr erlaubt sich entsprechend dem § 12 des Statutes über den Brand am 7. Juni vom Anwesen des Anton Kletzl in Aich nachstehenden Bericht zu erstellen. Als die Feuerwehr, durch Hornsignale alarmiert, circa 5 ½ Uhr früh am Brandplatz ankam, standen Wohnhaus und Auszugshaus in vollen Flammen und konnte an eine Rettung der Baulichkeiten oder Fahrnisse (bewegliche Habe) nicht mehr gedacht werden. Zur Sicherung der sehr bedrohten Nachbarhäuser war bereits von den dortigen Bewohnern durch Bedecken der Ledschindeldächer mit Frischgeschnittenem Gras Vorsorge getroffen worden, so dass die Feuerwehr ihre ganze Kraft auf die Dämpfung der brennenden Objekte verwenden konnte und nur Schutzmannschaften auf die bedrohten Bächer beorderte. Bei dem herrschen Wassermangel war aber das Löschen eine sehr langsame Arbeit. Die besten Saugspritzen arbeiteten infolge der großen Saughöhe an den Brunnen ungleichmäßig und doch waren die Brunnen innerhalb kürzester Zeit leer.

 

Den sehr gut bedienten Spritzen der Filialen Wildenhag und Alkersdorf konnte nicht genug Wasser gereicht werden bis die Abgrotz (?) spritzen zur dürren Ager gebracht war, war dann durch eine 280m lange Schlauchlinie bei circa 30 m Neigung abwechselnd die Spritze der Filialen Wildenhag und Straß gespeist worden. Bei der Ankunft der Saugspritze von Kogl und der Gemeindespritze von Alkersdorf wurde die erstere bei der so genannten „Aichinger Reibe“ in die dürre Ager gestellt und mit einer circa 300m langen Schlauchlinie die am Felde postierte Alkersdorfer Spritze gespeist, welcher wieder in einen mehr als 100m langen Schlauchlinie das Wasser zur Unglücksstätte lieferte.

 

In Arbeit waren 5 Löschmaschinen der Feuerwehr: I. die Knaust’sche (?) Saugspritze, II. die

Gugg’sche Abgrotz (?)spritze, III. die von der Gemeinde der Filiale Wildenhag überlassene

sogenannte Konkurrenzspritze, IV. die von der Marktkommune der Filiale Alkersdorf überlassene große Spritze, V. die Spritze der freiwilligen Feuerwehr Straß in Summe mit 86        

Feuerwehrmännern. Ferner VI. die gut geleitete Saugspritze der hilfsbereiten Alkersdorfer.

 

Die Schlauchlinie, welche die Spritzen von Kogl und Alkersdorf bildeten, arbeitete 3 Stunden

kontenuirlich und trug viel zur Dämpfung der Brandstätte bei, musste aber wegen Mangel an

Pumpmannschaft die Arbeit einstellen. Die Schlauchlinie mit Abgrotz (?) spritzen hatte bis 3 Uhr Nachmittag vollauf zu tun den Feuerherd zu löschen und auch den Keller unter Wasser zu

setzen, um den noch geretteten Obstmost vor zu starker Erwärmung zu schützen. Auch bei der Schlauchlinie mangelte es vielfach an Druckmannschaft, da bei dieser großen Schlauchlinie und hohen Steigung die größte Inanspruchnahme der Pumpmannschaft erforderlich war.

Nach vollkommen abgelöschter Brandstelle rückte der Rest der Mannschaft um 4 Uhr Nachmittag ein.

 

Anerkannt muß werden, dass die Dezentralisierung der Feuerwehr sich in diesem Falle bewährte und die Löschmaschinen aller drei Filialen rasch am Brandplatze ankamen und von der Mannschaft fleißig bedient wurden, besonders ist es die gut geschulte Filiale Straß, welche stets mit großem Eifer und Ausdauer ihrer schweren Pflicht obliegt. Bei diesem Unglück stellte sich wieder heraus, dass alle maßgebenden Faktoren durch Behebung und Unterstützung dahin wirken sollten, Wasserbassins überall dort zu errichten, wo für den Fall eines Unglücks n u r Brunnen oder so genannte kleine Hauslacken vorhanden sind auf welche aber im Unglücksfall nie zu rechnen ist. Nur entsprechend große Wasserreservoirs können Schutz gewähren, ohne diese sind die vortrefflichsten Maschinen, die besten Einrichtungen und die größte Selbstopferung der Mannschaft lahm gelegt.

die gefertigte Wehr kann ihren Bericht nicht Schließen ohne zuvor der löbl. Gemeinde , besonders dem Herrn Bürgermeister für die zur Unglücksstätte gesandten Arbeitskräfte zu danken und zu bitten in ferneren Unglücksfällen, vor welchen uns der liebe Gott für lange Zeit beschützen wolle, die Feuerwehr durch Zuweisung von Arbeitskräften zu unterstützen.

      

                                             Freiw. Feuerwehr St. Georgen am 8.6. 1899